1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die drei südlichen Halbinseln Asiens und der Indische Archipel.
4. Im Westen ist die Bevölkerung malayrschen (besonders au
Malacca), im Osten chinesischen Ursprungs. Die am meisten ver-
breitete Religion ist der Buddhismus, die Minderzahl bekennt sich
zum Islam und Christenthum. Der Mensch lebt hier in Despotenstaaten
die in blutiger Zwietracht mit einander leben. Die Industrie ist gering
und beschränkt sich auf Seiden- und Schiffsbau; der Handel ist größten-
theils in den Händen von Ausländern.
5. Ein Theil Hinterindiens (an der Westküste) gehört den Engländern,
das britische Hinterindien; Frankreich besitzt Nieder-Cochin-
chiua, und die übrigen Länder bilden die Reiche Birma, Siam,
Annam und fünf unabhängige Malayeuftaateu (auf Malacca).
Städte im Kaiserthum Birma: Awa, 80,000 Eiuw., am
Irawaddi, Residenz des Boa oder Kaisers. Bambushütteu. Frühere
Residenz: Amarapnra, 30,000 Einw., mit zahlreichen Tempeln und
Klöstern, Baumwollenbau. Rangun, 30,000 Eiuw., Haupthaudelsplatz
des ganzen Birmanischen Reichs.
Im Königreich Siam: Bangkok, 500,000 Eiuw., Eeutral-
punkt des Handels mit dem Auslande, Residenz des Königs, des „Herrn
des siebenfachen Sonnenschirms und des weißen Elephanten". bcha»ka-
bun, 30,000 Einw., hat einen guten Hafen und meist chinesische, han-
deltreibende Bevölkerung.
An merk. Der König ven Siam bat in der neuesten Zeit Handelsverträge mit
den seefabrenden Nationen abgeschlossen, wodurch Siam dem großen Verkehr erschlossen
worden ist.
Die Handelsbewegung in Bangkok, in dem „Reishasen", stellte sich
1866 auf die beträchtliche Summe von 46 Mill. Francs, wovon 26 Mill.
auf die Ausfuhr kommen. Bor 10 Jahren war der europäische Verkehr
mit Bangkok noch sehr unbedeutend, und 1865 betrugen Ein- und Aus-
fuhr erst 33 Mill. Im Jahre 1 866 kamen 267 europäische Schiffe mit
100,154 Tonnen an, 272 mit 103,388 Tonnen liefen aus. Auch in
Bangkok nimmt die deutsche Rhederei eine hervorragende Stelle ein.
Im Kaiserreich Annam (Cockinchina, Tongking, Kambodscha):
Huè, 100,000 Einw., mit dem Residenzpalaste des Kaisers, der vom
Kaiser von China bestätigt wird. Missionsplätze. Saigon, 40,000
Einw., am Ausflusse des Mekhong, im Besitze der Franzosen.
Anmerk. Das Aeich Annam hat im Jahre >868 Z Millionen Thalei Einfuhr
und 3 Millionen Tbaler Ausfuhr gehabt.
Auf Malacca: Perak, 35,000 Eiuw., Handel mit Zinn, Bau-
holz, Elephauteuzähnen. Johore, die Einwohner sind gefürchtete See-
räuber. Englisch ist: Sineapvrc, 85,000 Einw., ein Gemisch aus 15
Nationen. Im W. von Malacca liegt die Prinz Wales-Insel, mit
Georgetown, Hauptfundort der Gutta-Percha.
Britische Besitzungen: Islamabad, 20,000 Einw., Handel,
m der Nähe Salz- und Gasquellen. Malman, 44,000 Einw., Sitz
des Gouverneurs, Handel mit Thikholz und Reis. (S. Sincapore
und Georgetown.)
Französische Besitzungen: Hauptstadt Saigon (s. oben),
Haupthandelshafen, Ausfuhr von Reis, Baumwolle, Seide, Zucker, Gewürzen.
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- Inhalt: Zeit: Geographie
206
Die brd südlichen Halbinseln.
I* Das Königreich Italien.
1. Das Königreich Italien §ai 5166m Q.-M. und 24,368,000
Einwohner.
2. Staatsausgaben 262, Schuld 1922, Banknoten 200
Mill. Thaler. Stehendes Heer 183,431 Mann. Kriegsflotte
9'.> Schiffe mit 1022 Kanonen, Handelsflotte 15,633 Schiffe mit
656,4 >5 Tonnen.
3. Ausfuhrprodnkte: Wein, Branlwcin, Weinstein, Süß-
holzwurzcl, Del, Pomeranzen, Limonen, Datteln, Mandeln, Getreide,
Marmor, Alabaster- und Marmorwaaren, roher und raffinlrter Schwefel,
Erdpcche. Einfuhr 217,,, Ausfuhr 133,., Mill. Thaler.
645 deutsche Meilen Eisenbahn und 2090 Meilen Telegraphen.
4. Wir lassen hier die alte historische Eintheilung folgen. Der
Staat hat sich von Savoyen ans gebildet und allmählich vergrößert.
1859 annectirte Victor Emannel Ii. das lombardische Königreich, und
die Siege Preußens 1866 verschafften ihm auch das Königreich Veueticn.
A. Das ehemalige Fürftrnthum Piemont
hat 623,43 Q.-M. und 3,535,100 Einw., ist das Land der Festungen
und der Alpcnpässe.
Hauptstadt Turin, i80,000 Einwohner, am linken User des Po,
die am regelmäßigsten gebaute Stadt Italiens, mit prächtigem Schloß, hat
Seidenfabrikation, starke Citadelle, viele Kirchen und Kapellen, Univer-
sität mit reichhaltiger Bibliothek, Sternwarte, Acadcmie der Künste,
ägyptisches Museum, Antikensammlung, botanischen Garten, herrliche
Umgebungen, Alpenansichtcn. Susa, 5000 Einw., im Gebiete des
obern Po, Festung, Schlüssel zu der Straße über den Mont Gcnevre
und Mont Cenis. Der Eisenbahntunnel durch den Mont Cenis ist der
größte in Europa. Coni, 13,000 Eiuw., Festung. Von hier eine
Straße über den Col di Tenda. Ivrea, 7000 Einw., an der Dora
Baltea. Aleffandria, 27,000 Einw., am Tanäro, Citadelle, Messen,
Seidenhandel. Die Stadt hat ihren Namen vom Papst Alexander Ist-,
dem eifrigsten Gegner des Kaisers Friedrich l. Barbarossa, und wurde
(1168) von den lombardischen Städten (Welfen) gegründet. Im O.
davon das durch die Schlacht (am >4. Juni 1800) geschichtlich berühmt
gewordene Dorf Marcngo, wo Napoleon einen glänzenden Sieg über
die Ocstcrreichcr erkämpfte. Novara, 14,50ü Einw., Handel. Ler-
celli, 19,000 Einw., Schlacht auf den raudischen Feldern (lol v. Chr.).
B. Das ehemalige Herzogthum Genua und ein Theil der Grafschaft Nizza.
Genua, 128,000 Einw., zieht sich vom Meercsufcr amphithea-
tralisch nicht unbedeutende Höhen hinauf, und viele nach dem Innern
zu liegende Berggipfel sind mit Kirchen und Schlössern gekrönt, in der
Ferne die Schneehäupter der Alpen. Freihafen^ Schiffswerfte, See-
arsenal, beträchtlicher Handel (jährlich 3000 Schiffe im Hasen). Präch-
tige Kirchen und Paläste, von Marmor gebaut, Häuser ofr '8 bis 9 Stock
hoch. Lpezzia, 5000 Einw., am Golf gl. N., hat den weitesten und
sichersten Hafen in ganz Italien.
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Allgemeines von Nordamerika.
Von europäischen Ansiedlern waren es namentlich die Engländer,
die sich dauernd in Nordamerika festsetzten und den größten Theil des
Landes eroberten', daher die englische Sprache die gewöhnlichste Conver-
satioussprache in Nordamerika, und die protestantische Religion die all-
gemein verbreitetste.
§. 109. Eint Heilung.
Die Staaten Nordamerikas sind die Republik Mexico, die Ver-
einigten Staaten, Britisch-Nordamerika und das dänische
Grönland nebst den Polarländern.
Wertes Haumück: Der Jtte^tcantfcfje Stdsttenöunö.
§. 110. Die Republik Mexico.
1. Mexico hat 86,365 O.-M. und 8,273,400 Einwohner, grenzt
nördlich und nordöstlich, wo der Rio del Norte die Grenze bildet, an
die Vereinigten Staaten und ist östlich vom Golf von Mexico und west-
lich vom Großen Ocecra umgeben, der durch den Golf von Californien
die Halbinsel gleichen Namens vom Festlande trennt.
2. Mexico umfaßt einen Theil der Landbrücke zwischen Nord- und
Südamerika, das Plateau von Anahuak, von 6000 bis über 8000'
mit geringen Unterbrechungen; auf demselben erheben sich bedeutende
Vulcane, z. B. der Popoca-tepetl, 17,000'. Obgleich die Plateau-
bildung vorherrschend ist, so fehlt es nicht an Kettengebirgen (z. B. Sierra
Madre, Sierra Verde k.) und an Tiefebenen (an der Küste).
Der Hauptfluß ist der Grenzfluß Rio Grande del Norte; außer
diesem: der Rio de Tampico, der Rio Paqni, der Rio Culia-
can, der Rio Santiago — und der Rio Colorado del Occi-
dente, der sich in den Golf von Californien ergießt.
3. Nach dem Klima umfaßt das Land die terra t'ria (das kühle
Land — die Terrassenländer), die terra lemplada (das gemäßigte Land —
an den Abhängen, bis 4000 bis 5000' Höhe) und die terras calientes
(die heißen Striche — die Küftensäume des Atlantischen und Stillen
Oceans, bis 800 — 900' über dem Meere).
Zu den Produkten gehören Affenarten, Beutelthiere, der Tapir,
daö Faulthier, Gürtelthiere, Krokodile (Alligatoren), Schildkröten,
Schlangen, Käfer, Cochenille (eine Art von Schtldläusen, liefert die be-
kannte rothe Farbe), Perlen (rat Busen von Californien). Die mexica-
nischen Pferde und Maulthiere sind berühmt. An Pflanzen producirt
Mexico: Vanille, Caeao, Medicinalpflanzen, Mahagoni- und Campeche-
holz, Getreide, Obst, Kartoffeln, Zuckerrohr, Indigo, Tabak, Baumwolle,
Kaffee. Gold- und Silberreichthum (namentlich ra der Sierra Madre).
Ausfuhrprodukte sind: Gold, Silber, Blei, Vanille, Sarsaparille,
Kaffee, Zucker, Jalappe, Baumwolle, Caeao, Cochenille, Hölzer. Aus-
fuhr: 10,3, Einfuhr: 19 Milk. Thaler.
4. Staats ausgab en: 40 Mill., Schulden 423 Mill. Thaler.
Stehendes Heer 16,000 Mann. Kriegsflotte 9 Schiffe mit 35
Kanonen; Handelsflotte 280 Schiffe mit 54,000 Tonnen. 24 deutsche
Meilen Eisenbahn, 130 deutsche Meilen Telegraphen.
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149
Allgemeines von den Vereinigten Staaten.
Prairien des Westens ist die Schafzucht stark im Gange; die europäischen
Hausthiere sind allenthalben eingeführt worden; in den mittleren Staaten
des Mississippi-Beckens ist auch die Schweinezucht von großer Wichtig-
keit; die Fischerei in den Flüssen ist von Bedeutung. An Mineralpro-
dukteu hat man unermeßliche Lager von Steinkohlen; Eisen und Blei
kommt in ungeheurer Menge am obern Mississippi und Missouri, Kupfer
am Obern See, und Zinnerz im Staate Maine vor; reiche Goldlager,
theils im aufgeschwemmten Lande, theils in Gängen im Talkschieser hat
man vielfach entdeckt, wie auch Opalen, Rubinen und Bergkristalle in
Californien.
Die bedeutendsten Ausfuhrprodukte sind: Baumwolle (6,4 Mill.
Baumwollspindeln, Baumwollenernte 18«^ 2,498,895 Ballen), Mehl,
Fleisch, Fische, Baumwollenwaaren, Gold, Felle, Pottasche, Butter,
Getreide, Tabak, Reis, Petroleum. Ausfuhr 502 Mill., Esinfuhr
587 Mill. Thaler.
4. Staatsausgaben 565 Mill., Schulden 3762 Mill.,
Papiergeld 651 Mill., Banknoten 449 Mill. Thaler. S tehendes
Heer 48,000 Mann. Kriegsflotte 206 Schiffe mit 1743 Kanonen,
Handelsflotte 22,735 Schiffe mit 3,563,028 Tonnen.
Eisenbahnen 8531 deutsche M., Telegraphen 11,926 deutsche
M., Post-Briefe 483 Mill. Stück, Zölle 246 Mill. Thaler. Das ge-
sammte bewegliche und unbewegliche Vermögen 1866: 21,437 Mill. Thaler.
5. Die überwiegende Mehrzahl der Bewohner besteht aus Weißen
(viele Deutsche und noch mehr Anglo-Amerikaner oder Jankees (englischer
Abkunft), demnächst Franzosen, Holländer, Spanier, Schweizer rc.), dann
Farbige (meist Neger und Mulatten), und Indianer oder Roth-
häute (nur noch 200,000 Köpfe).
Anmerk. Die Zahl der Einwanderer stellte stch für das Jahr 30. Juni 1867
bis dahin 1868 auf 273,657 Köpfe.
Zu der bunten Manigfaltigkeit der Bewohner gesellt sich eine eben
solche Verschiedenheit der Confessionen und Secten: Mill. Katho-
liken, Mill. Lutheraner, 8 Mill. Resormirte rc., wenig Juden. In
den Vereinigten Staaten herrscht unbeschränkte Religionsfreiheit, gleich-
wohl trifft man eine übertrieben strenge Sonntagsfeier an.
Die Mehrzahl der Bewohner beschäftigt sich mit Ackerbau und Plan-
tagenwirthschaft. Von Bedeutung ist die Fischerei und Viehzucht. Die
Fabriken sind im Aufschwünge, am wichtigsten aber Schiffahrt und Handel.
Große Fortschritte haben die Amerikaner im Maschinen-, Schiffs-, Canal-
und Eisenbahnbau gemacht. Wissenschaft und Kunst werden streng nach
dem Nutzen bemessen. Der Schulunterricht ist vorzüglich und vielfach
durch Erziehungsgesellschaften gefördert. Sonntagsschulen, Kleinkinder-
schulen, Gymnasien, Seminarien, Colleges und Universitäten sind zahlreich.
Eine große Menge (2000) Zeitschriften, welche in den Vereinigten Staaten
erscheinen, befördern die allgemeine Bildung.
6. x Die Vereinigten Staaten (Union) sind aus 13 britischen Colo-
nien entstanden, welche meist im 17. Jahrhundert sich bildeten. Englands
Eingriffe in die Handelsfreiheit Amerikas führten endlich (1775) den
Nord amerikanischen Freiheitskrieg (1775— 1783) herbei, der
mit der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Mrdamerika endete
(Friede von Versailles 1783). Die Union theilt stch in Staaten,
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Die Balkan - Halbinsel.
213
Gebirgssysteme hängen zusammen die Gebirge der Halbinsel Mo rea,
das Peloponnesrsche Hochland, der Taygetoszug 1400' hoch.
Die griechischen Inseln sind hoch und gebirgig, am höchsten Kandia
(der Id a 7200').
Zu den Tiefländern gehört die Ebene zwischen Balkan und untern
Donau, dem einzigen großen Strom des Landes. Der nördliche Abfall
des Balkan senkt sich allmählich zur Donau; im Nordost, zwischen der
Donau und dem Schwarzen Meere, breitet sich eine mit Gestrüpp be-
wachsene Ebene, die Dobrudscha, aus. Eiue zweite Ebene ist das
Thal der Maritza, welche auf der Südseite des Balkan entspringt, ins
Thal tritt und endlich ins griechische Jnselmeer fällt. Kleinere Ebenen
sind noch an den Flüssen Strymon und Bardar. Die Ebenen sind
sehr fruchtbar und liefern Baumwolle, Tabak und Wassermelonen.
3. Das Klima ist mild und angenehm, nur der vielen Gebirge
und Meereseinschnitte wegen rasch abwechselnd, so daß empfindlicher
Winterfrost und drückend heiße Witterung auf der Halbinsel Vorkommen.
Lästig und schädlich sind die kalten Nordwinde, so wie der giftige Samum.
An Produkten bietet die Halbinsel nicht viel Getreide dar, aber würzigen
Wein, Oliven und Feigen, desgleichen Safran, Mohn (Opium), Tabak
und Baumwolle. Das Land hat treffliche Pferde, Esel, Maulthiere,
Schafe, Seidenraupen; auch viele Füchse. Aus dem Mineralreich sind
zu nennen etwas Gold und Silber, Kupfer, Salz, Salpeter, Meerschaum
Steinkohlen.
4. Berühmt ist diese Halbinsel wegen der Geschichte, Wissenschaft
und Kunst der alten Griechen, des gebildetsten Volkes der Welt.
Was über die gegenwärtigen Bewohner zu sagen ist, findet sich
unter den einzelnen Ueberschriften.
Wir behandeln im Folgenden die Staaten auf dieser Halbinsel,
und um den politisch zusammengehörigen Stoff nicht zu zerreißen, ver-
binden wir mit der europäischen Türkei die Donaufürsten thümer
(die der Lage nach zu „Mittel-Europa" gehören), behandeln Dal-
matien, auf dieser Halbinsel liegend, erst bei der „Oesterreichisch-
Ungarischen Monarchie", und nehmen Griechenland durch.
I. Die Europäische Türkei.
1. Das türkische Kaiserthum in Europa hat ohne die Basallen-
länder 6302,s O.-M. und 10,51 Mill. Einw. Es nimmt den größten
Theil der Balkan-Halbinsel ein und grenzt im Norden an Rußland und
an Oesterreichische Länder.
2. Staatsausgaben (für den Gesammtftaat) 106,^, Schulden
465 Mill. Thaler. Stehendes Heer 131,000 Mann. Kriegsflotte
185 Schisse mit 2370 Kanonen, Handelsflotte 2200 Schiffe mit
182,000 Tonnen.
3. Ausfuhrprodukte: Wein, Oel, Reis, Getreide, Seide,
Feigen, Rosinen, Korinthen, Galläpfel, Meerschaum, Baumwolle, Häute,
Leder, Teppiche, Wolle, Wachs. Einfuhr 89, Ausfuhr 160 Mill.
Thaler.
70 deutsche Meilen Eisenbahn, 1860 deutsche Meilen Telegraphen.
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Die Maaten der Union.
153
gebe ganze Gegenden, wo gar keine englischen Wörter eingemischt werden
und wo das Volk so rede wie in Schwaben oder in der Pfalz. Aber es sei
Pflicht der höher gebildeten Deutschen und der Presse, diesen Landsleuten die
hochdeutsche Sprache und ihre Leistungen in Dichtkunst und Wissenschaft zu-
gänglich zu machen. Die englischen Wörter, die sich eingeschlichen haben,
müsse man ausmerzen, namentlich in deutsch-pennsylvanisch geschriebenen Artikeln.
Nebrigens finde im Staat unter dem deutschen Landvolk eine erfreuliche Be-
wegung statt für die Förderung des Unterrichts im Deutschen, für deutsche
Schulen, Anstellung deutscher Lehrer, Halten deutscher Zeitungen und An-
schaffung von Büchern.
Es wird nachdrücklich hervorgehoben, daß der deutsch - pennsylvanische
Stamm der weitern Civilisation vermittelst des Hochdeutschen bedürfe und die
Pädagogik ihre Wirksamkeit ausdehnen müsse nach der Methode, die im alten
Baterlande betont werde. Man müsse namentlich auch das Studium des
classischen Alterthums pflegen; „aus ihm schöpfte Goethe, der zu den Füßen
der griechischen Götter saß, den Adel, die Plastik und die Lieblichkeit, welche
unsere deutsche Sprache, neben der gewaltigen Kraft der Lutherischen Bibel-
übersetzung, zur Sprache der Sprachen, zur classischen Sprache der neuen
Zeit macht. (Nach dem „Globus".)
10. Delaware, die Hälfte der Halbinsel zwischen der Delaware -
und Chesapeakbai, hat 100 O.-M. und 112,ooo Einwohner.
Hauptstadt Dover, 4000 Einw., an der ungesunden Delaware-Bai.
Wilnrington, 21,500 Einw., am Delaware, mit einem Flußhafen,
Tuchfabriken, Mehlhandel.
11. Maryland, aus beiden Seiten der Chesapeak-Bai, in welche
der Susquehanna mündet, hat 528 Q..-M. und 687,000 Einw.
Hauptstadt Annapolis, 4000 Eiuw. Bedeutendste Stadt Bal-
timore, 239,000 Einw. (darunter 48,300 Farbige), Hafen an der Chesa-
peak-Bai, eine der wichtigsten Seestädte der Union, Sitz des katholischen
Erzbischofs für die ganze Union, Kathedrale, 40 Kirchen, katholische
Lehranstalten, Börse, 3 Theater, viele Fabriken, besonders in Tabak.
Nirgend in der Welt wird ein so ausgedehnter Mehlhandel wie hier ge-
trieben, hauptsächlich nach Westindien und Südamerika. Currrberland,
6000 Einw., mit Eisen-, Blei- und Kupfergruben.
12 und 13. Ost- und West-Birginien, zwischen Chesapeak-
Bai und Ohio, 2900 O.-M. und 1,600,000 Einw., zu Ehren der jung-
fräulichen Königin Elisabeth benannt, war die erste englische Besitzung
in Nordamerika.
Hauptstadt Richmond, 38,000 Einw., am Jamesflusse und einem
schiffbaren Canal, Sitz eines katholischen Bischofs, Gewehrfabriken, Schiff-
fahrt, Handel. .Washingtons Landgut Mount B er non (wo er 1799
starb). Alexandria, 8700 Einw., am Potomac, Petroleum-Ertrag
1863 im Werthe von 16 Mill. Thaler. Wheeling, 11,500 Einw.,
Fabrik- und Handelsstadt am Ohio, Glashütten und Steinkohlen.
Anmerk. Zwischen den beiden Virginien und Maryland liegt der Bundes-
district Columbia (vergl. §. 112).
14 und 15. Nord-und Süd-Carolina, am Atlantischen Meere,
der erstere Staat 2385 Q.-M. und 995,000 Einw., der letztere 1420
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156
Die Vereinigten Staaten.
die Einwohnerzahl um 87,000 Köpfe zugenommen, und am Schluffe des
nächsten Jahrzehnts belief sie sich bereits auf 519,000. Am Schluffe des
dritten Jahrzehnts hatte Iowa 902,000 Einwohner, 1868 zählte man
eine Million.
Dies rasche Wachsthum erklärt sich durch die klimatischen und Boden-
verhältnisse, durch die Fruchtbarkeit und Wohnlichkeit des Landes und die
Energie seiner Bewohner. Die Einwanderung bildet einen mächtigen Hebel
dieser großartigen Entwickelung. Zwei große Ströme, der Mississippi und
Missouri, begrenzen den Staat und bilden seine Hauptwafferstraßen; im Innern
ist er von zahlreichen Flüssen und Bächen durchzogen, die eine Fülle von
Wasserkraft für Handel, Landwirthschaft und Industrie liefern. Das Klima
ist gesund und dem Feldbau höchst günstig. Dazu kommt ein reiches Prairie-
land, mit einer 1 bis 6 Fuß dicken Ackerkrume, welche rasches Wachsthum
der Saaten bedingt, denen schneller Absatz durch ein ausgebildetes Verkehrs-
netz von Wasserstraßen und Eisenbahnen gewährt wird.
Der in Prairiegegenden herrschende Mangel an Waldung wird theils
durch reichhaltige Kohlenlager, theils durch Zufuhr von Nutz - und Bauholz,
theils auch durch Anpflanzung von Waldungen ersetzt. Mit der Ausdehnung
dieser Pflanzungen von Waldbäumen nach dem in Deutschland üblichen Systeme
practischer Forstcultur werden die Prairiebewohner ihren Nachkommen ein ganz
unschätzbares Erbtheil hinterlassen. Die Prairieebenen selbst wechseln an
manchen Flußufern im Innern des Staates mit bewaldeten Höhenzügen, mit
schönen und imposanten Scenerien. Große Vortheile stehen dem Staate da-
durch in Aussicht, daß sein Eisenbahnnetz an der westlichen Grenze mit der
Pacificbahn in Verbindung treten wird. Schon jetzt hat Iowa 12 Eisenbahnen
mit 1400 Meilen Geleis; andere sind noch im Bau begriffen, darunter eine
Bahn, die vom Mississippi durch den ganzen Staat bis nach Missouri reicht.
Im letzten Herbste wurden geerntet 90 Millionen Bushel Mais, 25
Millionen Bushel Weizen. Unter seinen Schwesterstaaten nimmt Iowa da-
durch eine ganz bevorzugte Stellung ein, daß es gar keine Staatsschuld hat.
Seinem Freischulsystem stehen reichlichere Mittel zu Gebote als irgend einem
andern westlichen Staate, mit alleiniger Ausnahme von Minnesota vielleicht.
Die Staatsuniversität hat eine jährliche Dotation von 35,000 Dollars, das
Ackerbau-College, das auch Frauen als Schüler aufnimmt, hat eine Jahres-
einnahme von 40,000 Dollars.
Das Yankee-Element hat den ersten Impuls dieser Entwickelung gegeben.
Die ersten Ansiedler waren Nachkömmlinge van Bewohnern Neuenglands *),
die sich in den benachbarten Staaten niedergelassen hatten. Sie wurden sehr
bald unterstützt von einer zahlreichen europäischen, namentlich deutschen Ein-
wanderung, deren Farmen und Gärten, deren Industrie und Handel ein
glänzendes Zeugniß ablegen von deutscher Intelligenz und deutschem Fleiße.
(Nach dem „Globus".)
29. Missouri, vom Missouri durchströmt, an der Bereinigung
des Missouri und Mississippi, 3169 Q.-M. und 1,200,000 Einw.
Hauptstadt Jefferson-City, 3500 Einw., am Mississippi. St.
Louis, 230,000 Einw., am Mississippi, Sitz der Missouri-Pelzhandels-
*) Neuengland ist der gemeinschaftliche Name der Staaten Maine, New-Ham-
shire, Vermont, Massachusetts, Rhode-Island und Connecticut.
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Die Colonial-Länder.
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Ii. Reu-4ärannschmeig.
1. Neu-Braunschweig, liorbofhtd) von der Lorenzmündung,
nordwestlich vom Lorenzftrome begrenzt, hat 1274 O.-M. und 272,800
Einwohner.
2. Dieses Land, voll schön bewaldeter Berggruppen von geringer
Höhe, wird vom St. Johns-Flusse durchströmt, ist seenreiich und
trägt herrliche Waldungen (in den Albany-Gebirgen).
3. Das Klima ist das von Unter-Canada, mit sehr heißen Sommern,
und der Production äußerst günstig. Ausfuhrprodukte sind: Holz
(jährlich für 1 Mill. Thaler), Eisen, Steinkohlen, Getreide, Flachs,
Hanf, Pelzthiere, Fische. Einfuhr 10,^ Mill., Ausfuhr 6,* Mill.
Thaler.
4. Staatsausgaben l,n Mill., Schulden 8 Mill., Bank-
noten 0,7 Mill. Thaler. Handelsflotte 894 Schiffe mit 114,240
Tonnen.
5. Die Einwohner stammen theils aus den Bereinigten Staaten,
theils aus Großbritanien, und Englisch ist hier die alleinige Sprache.
Im Innern leben vielleicht noch 1000 Indianer vom Stamme der Chippe-
wäher; sie sind Christen und wohnen in eigenen Dörfern.
6. Hauptstadt und Sitz des Gouverneurs Frederickton, 5000
Einw., in der Mitte des Landes am St. John-Fluß, Handel und
Schiffahrt. St. John, 23,000 Einw., größte Stadt der Provinz, Frei-
hafen. St. Andrews, 0000 Einw., an der Passamaquoddi-Bai, mit
starker Bauholzausfuhr, Fischerei und Schiffahrt.
Iii. Reu-8chotltand und Cap Breton.
1. Neu-Schottland ist eine Halbinsel, welche sich durch eine
Landenge an Neu-Braunschweig anhängt; die Insel Cap Breton ist durch
die Straße von Canso getrennt; zusammen 878 Q.-M. und 349,300
Einwohner.
2. Drei Viertel des Landes sind mit Waldungen bedeckt; das Klima
ist zwar milder als in Neu-Braunschweig und Canada, aber die Winter
sind doch noch streng.
3. Die Küsten sind meist sandig oder felsig, aber im Innern ffst
der Boden ergiebig. Die Ausfuhrprodukte sind wie in Neu-Braunschweig,
aber mehr Reichthum an Steinkohlen, — und Gold. Einfuhr 13,,.,
Ausfuhr 9 Mill. Thaler.
4. Staatsausgaben 0,7g Mill., Schulden 6,7, Banknoten
0,g Mill. Thaler. Stehendes Heer (zusammen mit Neu-Braunschweig)
1929 Mann. Handelsflotte 3145 Schiffe mit 218,139 Tonnen.
5. Die Einwohner bestehen aus eingewanderten Anglo-Amerikanern
und Engländern, und wenig Indianern. In neuester Zeit starke Aus-
wanderung nach Neu-Seeland.
6. Hauptstadt Halifax, 30,000 Einw., befestigter Freihafen, nächst
den Kanadischen Orten die größte Stadt in Britisch-Nordamerika, Haupt-
station der britffchen Marine für Nordamerika und Westiudien. Par-
mouth, im Aufblühen.
1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Königreich Großbritannien und Irland.
35 l
gut-, Metallwaaren, Wolle, Salz, Kohlen, Eisen, Kupfer, Zinn, Glas,
Bier, Heringe. Ausfuhr 1530 Mill., Einfuhr 1862 Mill. Thaler.
3320 d. Meilen Eisenbahn, 3500 d. Meilen Telegraphen.
4. Staatsausgaben 474, Schuld 5393, Banknoten 265
Mill. Thaler. Stehendes Heer 138,691 Mann. Kriegsflotte
621 Schiffe mit 9158 Kanonen, Handelsflotte 28,773 Schiffe mit
5,753,973 Tonnen.
5. Außer den Bewohnern von Wales, den Hochschotten und Ir-
ländern, welche keltisch-gälischer Abkunft sind, ist die Hauptmasse der
eigentlichen Engländer germanischer Abstammung, doch mit normannisch -
französischen Elementen gemischt. Die englische Sprache ist ein Gemisch
von Niederdeutsch und Französisch, sie hat etwas Zischendes und Lis-
pelndes (weshalb sie Karl V. „die Sprache der Bögel" nannte); die
gälische Sprache in Wales; die schottische ein Dialect der englischen.
Die Mehrzahl der Engländer gehört der anglikanischen oder bischöflichen
Kirche an; die römisch-katholische Kirche besonders in Irland und Hoch-
schottland (daselbst auch Presbyterianer); eine Menge Sekten (z. B.
Quäker). Alle' nicht anglikanischen Engländer heißen Dissenters.
Das englische Volk hat in seinem Charakter mehr Germanisches als
Französisches, Sinn für Häuslichkeit, Unternehmungsgeist, Nationalftolz;
aber auch Sonderbarkeiten (Spleen), Zurückhaltung und Verschlossenheit
gegen Fremde. Zu den Lieblingsvergnügen der Engländer gehören Pferde-
rennen, Hahnenkämpfe und Wetten. Die Volksbildung ist mangelhaft,
fast die Hälfte der Kinder wächst ohne Unterricht auf.
Die höchste Bedeutung neben dem Handel, der schon im Innern
durch alle Verkehrsmittel gefördert ist, und wie bekannt, nach allen Erd-
theilen geht, hat die technische Cultur erreicht. Die Großartigkeit der
englischen Industrie, namentlich in Spinnerei und Maschinen, steht un-
übertroffen da. Die Fabriken in banmwollnen Waaren beschäftigen außer
den großartigsten Maschinen über eine Million Menschen, die Tuchfabriken
über eine halbe Million. Berühmt sind die englischen Eisen-, Stahl-,
Thon-, Porzellan- und Glaswaaren, die Brauereien und Brennereien.
Neben dem ungeheuren Reichthume des Adels, der Fabrik- und Han-
delsherren tritt die bitterste Armuth und das schrecklichste Elend der Ar-
beiter auf.
6. Nach der historischen Eintheilung zerfällt der englische Staat in
England (mit Wales), Schottland und Irland, welche vereinigte König-
reiche in Grafschaften eingetheilt werden. Die Regierung ist durch das
Parlament beschränkt, das aus dem Oberhause (mit dem hohen Adel,
den Erzbischöfen und Bischöfen) und dem Unterhanse (mit den Abgeord-
neten des Volks) besteht.
I. Königreich England.
2750 O.-M. und 19 72 Mill. Einw., wird in 40 Grafschaften
(Shires) eingetheilt.
Hauptstadt des ganzen britischen Reichs ist London, 3,170,000
Einw., auf beiden Seiten der Themse, erste Handelsstadt der Welt,
größte Stadt Europas, 4 Meilen lang, 2 Meilen breit, mit 14,000
Straßen, und über 500 Kirchen und Kapellen. Die Stadt besteht aus
drei Theilen: aus der City und Westminster, auf dem linken, und
1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Religion, Beschäftigung und Gesittung. 193
Hochschottland; der litthauische Stamm bewohnt die russischen Ost-
sceprooinzen.
Anmerk. Im allgemeinen bewohnen die Slaven den Osten von Europa, die
Romanen den Süden und die Germanen den übrigen Theil deö Erdtbeils. Nach
der Eintheilung m Stämme richtet sich auch die der Sprachen, so daß also slavische,
romanische und germanische Sprachen unterschieden werden.
§, 137. Religion, Beschäftigung und Gesittung.
1. Die herrschende Religion in Europa ist das Christenthum,
mit Ausnahme der tüctischen Muhamedaner, einer halben Million Heiden
(Fetischismen und Lamaisten) im nördlichen und östlichen Rußland und
etwa 2 Millionen Juden. Die griech isch-katholiscke Kirche, mit 67
Mill. Bekennern, beherrscht den Osten, die römisch-katholische, mit
136 Millionen, den Süden und Südwesten, und die protestantische,
mit 65 Millionen, den Norden des Erdlheils.
2. Die Bildung und Gesittung der europäischen Völker wurzelt in
den Religionsvcrhältnissen des Erdtheils, sie wird in keinem andern
Erdtheile übertroffen. Die Bewohner Europa's haben, mit wenig Aus-
nahmen, feste Wohnsitze, treiben Ackerbau und Viehzucht, Gewerbe und
Handel, Kunst und Wissenschaft.
Europa hat die großartigen Entdeckungen und Erfindungen gemacht;
kein anderer Erdtheil fördert so sehr Kunst und Wissenschaft auf Univer-
sitäten und den verschiedenartigsten Bildungsanftalten, und die allgemeine
Volksbildung. Verschwiegen soll indeß hierbei nicht werden, daß Amerika
in Hinsicht des Volksschulwescns vielen Staaten Europa's und nicht
wenigen Deutschlands vortheilhaft überlegen ist.
§. 138. Länder und Staaten.
1. Die Staatseinrichtungen Europa's sind weder patriarchalisch,
noch eigentlich despotisch. Mr finden daher vorherrschend monarchische,
zum großen Theil monarchisch-conftitutionelle Verfassungen, wenig
republikanische Staatsformen.
Die europäischen Staaten haben ihre Herrschaft über andere Erd-
theile (mit mehr als 400,060 Ouadrat-Meilen und 200 Mill. Einw.)
ausgebreitet.
2. Im allgemeinen ist über die Staaten Europa's noch zu bemerken,
daß zu den europ äi sche n Gro ß mächte n Frankreich, Rußland, Preußen,
Oesterreich und England gezählt werden; daß Spanien, Schweden und
Norwegen, Dänemark, die Niederlande, Belgien, Italien, die Schweiz,
Bayern Staaten zweiten Ranges, und die übrigen Staaten
dritten und vierten Ranges sind.
An merk. Verstehende Eintheilung gilt in Betreff der äußeren Machtstellung;
hinsichtlich der Eulturverhältnisse stehen die En g l än d e r, F ranz o sen und D eu t sch e n
oben an.
Zweites gaumück: Die drei südlichen Halbinseln.
§. 139. Die P yrenäische Halbinsel.
1. Die Pyrenäische oder Hesperische Halbinsel ist die
westlichste von den drei südlichen Halbinseln Europa's; an der Meer-
Traut, Lehrb. d. Erdkunde. 13